Tuesday, June 17, 2008

Sonne & Strand

Nachdem der Wettermann gestern beharrlich auf die große Sonne über Japan deutete, war mir etwas mulmig, dass doch der Regenschauer über uns hereinbrechen würde, aber ich hielt eisern an meinen Plänen fest und fuhr an den Strand. Und zwar nach Enoshima, wo Surfstrand sowie Sightseeinginsel geboten ist.

Ich ging erst einmal über eine Brücke zur Sightseeinginsel. Auf der Brücke hatte man vorsichtshalber Schilder angebracht, wenn es Erdbeben und demzufolge Tsunami geben würde, solle man sich doch bitte von der Insel entfernen und ein hohes Gelände aufsuchen. Danke für den Tipp! Weiter hinten war auch noch ein Schild, dem man entnehmen konnte, wo denn hohes, Tsunami-geeignetes Gelände sei. Nachdem die See aber einstweilen ruhig schien, ging ich weiter zur Insel.

Auf der Insel war ein ziemlich hoher Berg mit mehreren Sights. Damit einem die Füße nicht wehtun, kann man auch mit einer Rolltreppe hochfahren, die was kostet. Ich als 1a Bergsteiger dachte mir, dass ich sowas nicht brauche, und stieg also die ca. 3 Milliarden Stufen empor. Auf dem Weg nach oben hinten gab es dann mehrere Tempel, einen mit einer nackigen Göttin drin, die einzige nackige Göttin in ganz Japan, wie mein Reiseführer sagt, sowie einen mit einer Schildkröte, die einen immer anschaut, egal von welcher Richtung man sie anguckt. Am Göttin-Schrein orakelte ich wieder ("Good Fortune"!). Außerdem gibt es auf der Insel eine Glocke, wenn man die läutet und ein Vorhängeschloss da an den Zaun macht, geht die Beziehung nie auseinander. Ja, das brauchte ich denn nicht, und so stieg ich lieber noch auf den Aussichtsturm, den man oben aufgestellt hatte. In die Höhlen am anderen Ende ging ich nicht, Höhlen sind mir eh ein wenig unheimlich, und der Gedanke an Tsunami und Erdbeben machte mir die Höhlen nicht beliebter.

Statt dessen stieg ich wieder über den Berg und wollte dann eigentlich in einem Shop ein kleines Lunchpaket erwerben (O-Bento), was ich dann am Strand zu essen gedachte. Aber als ich am Strand ankam, war der saudreckig - weil off-Season, hatte da keiner saubergemacht. Ungewöhnlich für Japan, wo doch sonst alles ordentlich ist! Zudem waren mir auf dem Weg weitere Schilder aufgefallen "Aufgepasst, die Falken", und ich wunderte mich darüber, bis ich am Strand ankam, wo einer gerade eine Pizza auspackte. WHOA! 3 Milliarden Falken stürzten sich auf ihn und rissen ihm die Pizza aus der Hand. Es war ein bisschen wie "Die Vögel". Ich strich also die Idee wieder, denn die Falken kreisten mit den sprichwörtlichen Adleraugen über dem Strand, und ab und zu ließ sich einer drohend fallen, damit wir nicht vergessen, was Sache ist.

Auf der Suche nach etwas zu essen schlappte ich also zurück zur Sightseeing-Insel (diesmal nahm ich fußschmerzenderweise die Rolltreppe). Es war inzwischen tatsächlich ziemlich sonnig, was für meinen Sonnenbrand, der gerade am Abklingen war, gar nicht so zuträglich war, wie es hätte sein können. Daher verhüllte ich mich dann wie die Japaner in diverse Jacken und Tücher, aber ich fürchte, ich habe eine hummerähnliche Farbe angenommen.

Und das ist in Japan gar nicht so ungefährlich, weil die Japaner ja alles essen, was im Meer bei 3
nicht schnell genug aus dem Netz ist. Vor allem, weil ich dann auf den kleinen Fischmarkt unten an der Insel ging, da kann man jegliches Krabbelzeug auch besichtigen, bevor es in die Pfanne geworfen wird. Was weniger als 4 Arme hat, wird vermutlich gar nicht als Nahrungsmittel in
Erwägung gezogen, schien mir da.

Die besondere Spezialität in Enoshima ist übrigens ... äh...es hat ein S vorn dran und ein Tako, was heißt Tintenfisch, den Rest habe ich vergessen. Es funktioniert jedenfalls so: Man nimmt einen Tintenfisch, der sieht zunächst aus wie so ein Tintenfisch halt aussieht. 8 Arme und oben dran so ein dreieckiger labbriger Lappen. Den wirft man in eine Art Teig / Soße (?) - jedenfalls ist Soja drin. Dann wird der Tintenfisch zwischen zwei heiße Platten geworfen und diese SO FEST ZUGESCHRAUBT wie geht. Nach ca. 3 Minuten holt man das Endresultat heraus, und das sieht überhaupt nicht mehr tintenfischähnlich aus, sondern ist ganz platt und crunchy - ein bisschen wie eine fischige Oblate. Ich stand eine Weile vor dem Stand und überlegte, ob ich einen essen soll, aber mir wurde schon vom Frittiergeruch etwas flau im Magen und ich entschied mich anders.

Statt dessen probierte ich erst einmal Kroketten, die aussahen wie ein großes Chicken McNugget, aber weder Chicken noch ausnahmsweise Fisch involvierten, sondern eine Art frittierter und panierter Gemüsebrei waren. Und dann kaufte ich noch Dango, das sind Reisbällchen auf einem Schaschlikspieß, auf die man auch diverse Soßen schmieren kann, in meinem Fall aß ich die mit Sojasoße. Die waren ganz lecker, kann man also empfehlen.

Dann fühlte ich mich wieder frisch und fuhr zurück nach Tokio - SHIBUYA! Da wollte ich mal ins Kaufhaus "Shibuya 109", an dem war ich nämlich bisher vorbeigegangen, und hatte aber wo gelesen, das sei ein Erlebnis, und man würde da drin voll taub werden, und die Verkäuferinnen seien alle Bitches. Und das war mal nicht gelogen. WAHNSINN WAS WAR DAS LAAAAAUT da drin. 1000e von Mini-Shops, so ähnlich wie in einer Mall, und AUS JEDEM EIN ANDERER TECHNOSOUND nznznz düdelüdelüüüüü. Und die Verkäuferinnen, hoy, alle vom japanischen Hasenbergl. Schön den fake Tan aufgetragen, die höchsten Schuhe angezogen wo geht, und die eckige Baseball-Cap schief auf der hochtoupierten blondierten Farrah-Fawcett-Gedächtnis-Frise.

Ich hielt es genau 5 Minuten drin aus im 109. Dann musste ich die Flucht ergreifen und meine Nerven im SHIBUYA! Starbucks mit einem Eiskaffee beruhigen. Da darf ich aber nicht mehr hingehen, weil ich dann immer flugs im Untergeschoss vom Tsutaya noch CDs erwerbe, und langsam wird mein Koffer schwer wie Blei, und wenn ich am Zoll angehalten werde, halten die mich für einen CD-Schmuggler.

Aber morgen kaufe ich nix, sondern fahre ins Onsen nach Hakone, und werfe mich mit meinem Sonnenbrand in die heiße Quelle, das wird super. Da werdet ihr aber nichts von mir hören, weil ich meinen Schleppi da nicht mit hintragen werde.

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