Friday, June 20, 2008

Heute wollte ich nach Harajuku, noch ein paar Presentos sowie noch Manga shoppen. Harajuku fand ich auch ohne Probleme, aber der "Book Off" Store, wo ich die Mangas kaufen wollte (schön billich, weil gebraucht), entzog sich meinem Zugriff. Ich hatte nämlich nur die Adresse, und das ist in Tokio ja eher tödlich, man sieht auch an jeder Straßenecke verwirrte Leute mit Ausdrucken aus dem Internet stehen, weil keiner irgendwas findet. Nach längerem Einkreisen ("Hm, hier ist Stadtteil 2 und Block 11, wo ist wohl Stadtteil 1 und Block 8"?) und einer immer stärker werdenden Abwesenheit des "Book Off" fiel mir auf, dass die Adresse vermutlich auf die einzige Baustelle des Blocks hinwies. No "Book Off" for you! Ich beschloss, später nach Akihabara zu fahren, da weiß ich nämlich, wo der Store ist ("Book Off" ist eine Kette, die mehrere Filialen hat).

Zuerst fuhr ich aber (und auch im Zuge der Aktion "Lerne neue Stadtteile kennen") nach Ebisu (oder Yebisu, wie auch immer), wo man mir Shopping-Möglichkeiten angepriesen hatte. Die gab es auch, allerdings nur noble Boutiquen, und das war mir dann angesichts des Yen-Kurses und des Schrankkoffers voller Manga doch ein wenig zu teuer.

Also fuhr ich noch einmal nach Ikebukuro, wo ich ein großes Einkaufszentrum fand, wo ein Stockwerk ein wenig an Shibuya 109 gemahnte - es wies eine relativ hohe Bitch-Dichte auf, und eine ordentliche Geräuschkulisse. In einem Shop gab es sogar nicht nur ein, nein, sondern ZWEI Techno-Soundtracks gleichzeitig. Da wird einem natürlich schwurbelig und man achtet nicht mehr so darauf, was was kostet.

Als ich mit Shoppen fertig war, betrat ich in Ikebukuro auch mal so ein Amusement-Center, und fuhr bis in den 8. Stock. Uuuh. Das war ungefähr so laut wie in einer Pachinko-Halle, warum die Japaner nicht alle komplett taub sind, ist mir unbegreiflich. Die meisten Stockwerke waren voll mit Teenagern, die vor diversen Automaten standen und in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit auf Knöpfe hauten. Es gab auch mehrere Stockwerke mit Slot-Machines, und ein Stockwerk mit den den Automaten, wo man NIX kriegt. Ich hatte sogar Kontakt mit Japans Jugend - ich stolperte nämlich über eine Tasche eines jugendlichen Schwerenöters (die japanischen Schuljungs haben diese viereckigen Sack-Taschen, die sie normalerweise lässig über die Schulter hängen), der daraufhin vermutlich sowas wie "Hey Oma pass mal auf wo du hintrittst" rief (ich verstand ihn nicht ob des Lärms und auch ob der Sprachbarriere. Vielleicht hatte er sich ja auch nur höflich erkundigt, ob ich mir nicht die Hüfte gebrochen hätte).

Jedenfalls flüchtete ich rasch wieder (das war schwierig, weil die Rolltreppe gut versteckt war), und begab mich flugs zum nächsten Karaoke-Laden - diesmal wollte ich das rote "Big Echo" Karaoke ausprobieren, sonst war ich immer in so einem blauen großen Laden. Nachdem ich erfolgreich verstanden hatte, dass eine Stunde 600 Yen kostet, 2 Stunden aber NUR 700 Yen (Schpeschal), und mich selbstverständlich für dieses Schnäppchen entschieden hatte, ging ich in mein kleines Karaoke-Büdchen, griff routiniert zur Fernbedienung, um einen Song zu wählen und PARDAUZ hatte den Karaoke-Fernseher auf rauschendes Testbild umgeschaltet. EEK. Es war die Fernseh-Fernbedienung gewesen, Big Echo hatte so eine Art Touch-Screen, auf dem man die Lieder anwählen musste. Nach ca. 10 Minuten mühsamem Drücken auf alle Knöpfe hatte ich zum Glück den Karaoke-Bildschirm wieder, wenn auch mit vielen Fernseh-Einblendungen drauf ("Stereo" "Kanal 2" und so), aber das stört ja keinen großen Geist.

Den Touch Screen konnte ich dann wieder hervorragend navigieren, und sang fröhlich die vier Lieder, die ich kenne, vor mich hin, auch wenn ich etwas enttäuscht wurde, dass Big Echo mir nicht den Herrn Yamashita persönlich präsentierte, sondern statt dessen zwei am Wasser entlanglaufende Chinesen. Nun ja, man kann nicht alles haben für 700 Yen.

Im Anschluss verlief ich mich prompt in der Ikebukuro-Station, die ist groß wie ganz München, glaube ich, und es war Rush-Hour. Insofern strich ich meine Akihabara-Pläne und war ganz froh, dass ich samt meinen Presentos heil wieder im Hotel ankam. Akihabara steht also morgen auf dem Programm, da gibt es auch viele Karaoke-Läden, das muss jetzt noch mal sein.

Thursday, June 19, 2008

Onsen ist Unsinn

Nein, ist es nicht, aber das war so ein schöner Titel. Da bin ich wieder, um von meiner Onsen-Erfahrung zu berichten. Gestern fuhr ich also mit dem Zug ins schöne Hakone-Gebiet, welches bergig und vulkanig ist und deshalb unter anderem auch heiße Quellen beherbergt, und somit auch Onsens, wo man schön heiß baden kann. Dort hatte ich mich im besten Hotel am Platze eingemietet, dem Fujiya-Hotel (so benannt, weil man von da aus prima den Fuji sehen kann). Das hat nämlich unter der Woche einen total billigen Special Tarif in US-$ nur für Ausländer, den ich in Anspruch nahm.

Zuerst machte ich aber mal die obligatorische Sightseeing-Tour durch das Gebiet. Erst fuhr man mit einer nostalgischen Bahn den Berg hoch. Irgendwie hatte ich ein komisches Déja-vu, wusste aber nicht warum, bis ich dann das Bronze-Schild sah: "Wir sind verbrüdert mit der Rhätischen Bahn" - und mit der war ich ja mal nach Livigno gefahren, man erinnert sich, das war also dat gleiche Modell. Die Bahn brauchte ewig den Berg hoch, weil sie ständig die Richtung wechseln musste über Wendeschleifen, es konnte aber nur der eine Bahnfahrer den Berg hoch, der andere nur den Berg runterfahren, deshalb mussten die beiden auch immer zwischen den Zugenden wechseln. Das dauerte. Der eine Bahnfahrer (bergauf) war ziemlich gutaussehend und ich dachte mir, hm, die Grenze zwischen J-Pop und Bahnfahrer ist offensichtlich fließend, je nachdem ob dich deine Mutter mit 2 Jahren beim Ballett angemeldet hat oder nicht.

Dann fuhr man mit einer Seilbahn den Berg weiter hoch zu den Schwefelquellen. Da machten ich und alle Japaner in der Gondel das erste "Hier wäre der Fuji zu sehen, wenn es nicht wolkig wäre"-Bild. Bei den Schwefelquellen (die mich schwer an Island erinnerten) gibt es die Tradition, dass man schwarze Eier isst, die mittels der Quelle gekocht wurden. Der Sage nach bringt einem jedes Ei 6 zusätzliche Jahre. Alle Japaner, die da waren, werden sicher steinalt, denn die mampften die Eier, als gäbe es kein Morgen. Nachdem die Quelle aber übel müffelte, war so ziemlich das Letzte, was ich essen wollte, ein Ei bzw. gar mehrere davon, und deshalb verzichtete ich gern auf 42 weitere Jahre im Altersheim. Ja, das sage ich jetzt, aber wenn ich dann mit 81 ungern tot beim Breichen lutschen aus dem Rollstuhl kippe, könnt ihr mich gerne an die die mangelnde Ei-Versorgung erinnern und dass ich selber schuld bin.

Anschließend ging es mit Piratenschiffen (! - ??) über den Vulkansee und wir machten alle ein zweites Fuji-Wolken-Foto. Danach guckte ich einen Nachbau eines Wachpostens an, der im hmpften (habich vergessen) Jahrhundert verhindern sollte, dass Frauen aus dem alten Edo flohen. Weiß nicht, warum die da nicht sein wollten, vermutlich hatten sie aber einen guten Grund, so wie man die japanischen Männer kennt. Immerhin erleuchtete es mir den Teil des Matsumoto-Films näher (puh! zum Glück!), wo die Prinzessin beim Wachposten behauptet, sie sei der Bruder von dem anderen, da hatte ich mich nämlich gefragt, warum das Thema "Frau oder nicht Frau" so detailliert ausdiskutiert wird.

Im Anschluss verlief ich mich prompt im Wald und eierte (no pun intended) am See umher, ohne den Schrein zu finden, nach dem ich eigentlich aus war. Dann taten aber mir meine Füße weh, und ich ließ den Schrein Schrein sein, und beschloss, zum Hotel zu fahren, das hatte ja auch ein Onsen, und so ein heißes Bad erschien mir äußerst erstrebenswert.

Das beste Hotel am Platze war schon was in die Jahre gekommen - da waren früher mal Kaisers und Königs gern zu Gast, aber vermutlich hat das Hause schon seit einiger Zeit keinen königlichen Fuß mehr gesehen. Jetzt gemahnte es so ein bisschen an das Overlook-Hotel aus "Shining", ein Eindruck, der nicht dadurch gemildert wurde, dass ständig und überall eine 20er Jahre CD lief, mit so Liedern darauf, die sich anhören, als würden sie durch ein Grammophon kommen.

Aber das Personal war äußerst freundlich und das Zimmer geräumig, ich breitete mich also nobel mit meiner Hotel-Yukata bekleidet auf 2 Betten aus und machte mir erst einmal einen grünen Tee aus der dort befindlichen Maschine. Anschließend ging ich ins Onsen, was leider nicht draußen war und mit Affen, aber immerhin hatte das Hotel sogar heißes Quellwasser zum in die eigene Badewanne laufen lassen und Privat-Onsen veranstalten. Aber ich war ja nun im öffentlichen Onsen und entspannte mich da dennoch in der heißen Wanne, das ist ja immer gut.

Nobel wie ich war, hatte ich dann ein spezifisch japanisches Kaiseki-Dinner gebucht (wie bei Kaisers, und in desselbigen Sommerhaus). Sowas wollte ich schon immer mal ausprobieren, da hieß es, werden einem kleine, hübsch angerichtete Häppchen serviert. Aber whoa! Das war ganz schön hart. Ich hatte ja schon erwähnt, dass die Japaner alles essen, was bei 3 nicht ...etc. Und das wurde mir alles nun (schön in kleinen Häppchen, wohl wahr) serviert. Das Menü hatte gefühlte 100 Gänge, und ich stellte mir bei jedem vor, was Frau S. wohl dazu sagen würde (Oy vey!). Achtung. Wer gerade isst, sollte die nächsten Abschnitte lieber bleiben lassen und nicht lesen.

Beim ersten Gang war ich noch froh, da gab es kleine Röllchen mit diversem Zeugs drin, wie kleine Sushi. Aber schon in der darauf folgenden Suppe schwamm ein äußerst fischiger Seeigel, der mit einem blau-rosa Teig umgeben war. Uuh! Anschließend gab es Sashimi. Eins war OK und Thunfisch, das andere war ein quietschig-fettiger Tintenfisch (retrospektiv war ich froh, seinen kleinen platten Bruder am Strand verschmäht zu haben) und über einem war etwas, das sah aus und schmeckte wie zermatschte Fisch-Innereien. Gut, dass ich ein Bier bestellt hatte, da nahm ich zwischendurch große Schlucke, um mir Mut anzutrinken (und den fischigen Geschmack loszuwerden).

Anschließend gab es gegrillten Aal und irgendeinen anderen Fisch mit dicker Haut noch dran. Uah! Den Gang in der Mitte fand ich nicht so schlimm, da gab es eine Art Fischfondue, das man selber anrühren musste, mit Gemüse, und Nudeln - und mit einem dicken Stück (???) Ich piekte mit meinem Stäbchen hinein, um festzustellen, was es sei, und prompt schloss sich die Piek-Stelle wieder, als ich das Stäbchen herauszog. Es war ziemlich knatschig wie Kaugummi und schmeckte nach nix, und man musste doll kauen, um es essen zu können.

Dann gab es kleine frittierte sachen, und zwar eine frittierte Muschel (hatte ich ja noch nie probiert, und wie sich jetzt herausstellte, mag ich auch tatsächlich keine Muscheln), einen kleinen Fisch mit Schwanz und Kopf (! - AUGEN!!! IIIH!) frittiert, und eine Garnele. Ich fragte mich, wie man so eine Garnele mit Stäbchen isst, und nahm sie dann mit den Händen, brach sie auseinander und alle kleinen Füßchen und die Riesen-Antennen ab (iiiih, kleine Füßchen, IIIIH RIESENANTENNEN), und aß die Garnele innen drin. Dann bekam die Oma am Tisch neben mir den Gang, ich guckte interessierterweise hin, um zu lernen, wie man die Garnele nun mit Stäbchen isst, und die Oma SCHOB DIE GANZE GARNELE IN DEN MUND. Crunch, crunch, crunch, guckte nur noch die Riesenantenne aus dem Oma-Mund. Da nahm ich wieder einen großen Schluck Bier.

Dann gab es was, wo auf der Karte stand "Vinegared Foods" - das heißt wohl, dass man Dinge nimmt und sie so lange in Essig einlegt, bis sie ganz gelee-artig sind. Glibberiger Kaviar, glibberiger Schinken, und glibberiger Tofu. Oy. Dann gab es einen Napf Reis mit Bohnen und eine ordinäre Miso-Suppe - vermutlich, falls man nicht satt geworden war von den Häppchen. Da war ich ordentlich froh drum. Mmh, lecker Bohnen. Mmh, Miso-Suppe. Zum Abschluss war mir "Mandelcreme" angekündigt, aber die Mandelcreme hatte ungefähr die Konsistenz von einem Frühstücks-Eiweiß, das nicht ganz durchgekocht ist, und ich hielt mich lieber an die beigelegten Früchte, zu dem Zeitpunkt war mir schon etwas flau im Magen.

Als ich mit Essen fertig war, musste ich erst einmal in die hoteleigene Bar wanken und mir einen ordentlichen Sake einschenken lassen - kein Wunder, dass die Japaner Sake trinken, irgendwie muss man den Magen nach dem Essen ja wieder auf die Reihe kriegen. Puh! Immerhin war mir noch am nächsten Tag so flau im Magen, dass ich nicht frühstücken mochte, und so hatte man das Geld für das Essen wieder halbwegs drin.

Morgens begegnete mir noch eine kleine alte japanische Oma im Aufzug, die völlig verwirrt auf den Flur starrte, und als ich sie radebrechend informierte, wir seien im 4. Stockwerk, war sie total entzückt von meinem Japanisch und murmelte die ganze Aufzugfahrt über "Nee, nee, Japanisch" (sie war ca. halb so groß wie ich - kleine japanische Omis sind niedlich, wenn sie keine Garnelen essen).

Dann fuhr ich das Hakone-Open-Air-Museum besichtigen, das war toll, und sollte man sich auf jeden Fall anschauen, wenn man schon mal da ist. Lauter Skulpturen von Picasso und Miró und Henry Moore in einem riesig großen, schön angelegten Park, in dem man lang spazieren konnte und gucken, was ich auch tat. Und ganz hinten war ein heißes Fußbad, um sich zu erholen, wenn man schon lange herumgelaufen war. Das war eine prima Idee, und nachdem ich meine Füße gebadet hatte, war ich auch schon wieder ganz vergnüglich gestimmt für die Heimreise.

Wieder in Tokio angekommen, bestellte ich mir fröhlich am Automaten Soba-Nudeln und ein kleines Curry, da weiß man, was man kriegt. Anschließend ging ich tatsächlich in eine Pachinko-Halle, aber die ist innen noch viel lauter als man von draußen vermutet. Drinnen saßen ca. 1000 Leute, die alle rauchten und die Kugeln in die Automaten schütteten - fand ich jetzt nicht so erstrebenswert, insbesondere, da mein Geld eh zur Neige ging (tut es ja erfahrungsgemäß immer 2 Tage vor Ablauf des Urlaubs, so dass man nicht weiß, wie viel man beim Automaten abheben soll).

Ich investierte mein Geld also lieber in einen gepflegten Karaoke-Abend, und nachdem ich festgestellt hatte, dass unter all den Fake-Karaoke-Videos sogar ein Original-Video zu finden war, nämlich dieses hier, war ich hochbeglückt - ist doch schön, wenn man auch optisch was vom Karaoke hat, nicht immer nur diese komisch-blassen Leute, die eine Mall entlang wandern (so sehen alle Fake-Videos irgendwie aus). Und wer sieht nicht gern den Herrn Yamashita, wie er Leute zusammenschlägt? (jetzt bitte nicht alle auf einmal HIER und UM GOTTES WILLEN MACH DIE MUSIK LEISER schreien, Mensch, ihr Banausen alle). Ich versang also den Abend mit einem Moscow Mule (hallo, Frau S.), dem Herrn Yamashita und der Senorita, wunderbar. Der Herr Yamashita hat übrigens auch noch ein Lied mit "Amigo" drin, der ist total multikulturell veranlagt. Aber dieses war a) auch ein Fake-Video und b) bin ich da nicht so textsicher - hahaha, als ob es wen interessiert, also hauptsächlich a). Ich glaube, morgen gehe ich direkt noch einmal zum Karaoke, und warum? WEIL ICH ES KANN. Und weil es diese prima Form der Unterhaltung ja bei uns nicht gibt.

Tuesday, June 17, 2008

Sonne & Strand

Nachdem der Wettermann gestern beharrlich auf die große Sonne über Japan deutete, war mir etwas mulmig, dass doch der Regenschauer über uns hereinbrechen würde, aber ich hielt eisern an meinen Plänen fest und fuhr an den Strand. Und zwar nach Enoshima, wo Surfstrand sowie Sightseeinginsel geboten ist.

Ich ging erst einmal über eine Brücke zur Sightseeinginsel. Auf der Brücke hatte man vorsichtshalber Schilder angebracht, wenn es Erdbeben und demzufolge Tsunami geben würde, solle man sich doch bitte von der Insel entfernen und ein hohes Gelände aufsuchen. Danke für den Tipp! Weiter hinten war auch noch ein Schild, dem man entnehmen konnte, wo denn hohes, Tsunami-geeignetes Gelände sei. Nachdem die See aber einstweilen ruhig schien, ging ich weiter zur Insel.

Auf der Insel war ein ziemlich hoher Berg mit mehreren Sights. Damit einem die Füße nicht wehtun, kann man auch mit einer Rolltreppe hochfahren, die was kostet. Ich als 1a Bergsteiger dachte mir, dass ich sowas nicht brauche, und stieg also die ca. 3 Milliarden Stufen empor. Auf dem Weg nach oben hinten gab es dann mehrere Tempel, einen mit einer nackigen Göttin drin, die einzige nackige Göttin in ganz Japan, wie mein Reiseführer sagt, sowie einen mit einer Schildkröte, die einen immer anschaut, egal von welcher Richtung man sie anguckt. Am Göttin-Schrein orakelte ich wieder ("Good Fortune"!). Außerdem gibt es auf der Insel eine Glocke, wenn man die läutet und ein Vorhängeschloss da an den Zaun macht, geht die Beziehung nie auseinander. Ja, das brauchte ich denn nicht, und so stieg ich lieber noch auf den Aussichtsturm, den man oben aufgestellt hatte. In die Höhlen am anderen Ende ging ich nicht, Höhlen sind mir eh ein wenig unheimlich, und der Gedanke an Tsunami und Erdbeben machte mir die Höhlen nicht beliebter.

Statt dessen stieg ich wieder über den Berg und wollte dann eigentlich in einem Shop ein kleines Lunchpaket erwerben (O-Bento), was ich dann am Strand zu essen gedachte. Aber als ich am Strand ankam, war der saudreckig - weil off-Season, hatte da keiner saubergemacht. Ungewöhnlich für Japan, wo doch sonst alles ordentlich ist! Zudem waren mir auf dem Weg weitere Schilder aufgefallen "Aufgepasst, die Falken", und ich wunderte mich darüber, bis ich am Strand ankam, wo einer gerade eine Pizza auspackte. WHOA! 3 Milliarden Falken stürzten sich auf ihn und rissen ihm die Pizza aus der Hand. Es war ein bisschen wie "Die Vögel". Ich strich also die Idee wieder, denn die Falken kreisten mit den sprichwörtlichen Adleraugen über dem Strand, und ab und zu ließ sich einer drohend fallen, damit wir nicht vergessen, was Sache ist.

Auf der Suche nach etwas zu essen schlappte ich also zurück zur Sightseeing-Insel (diesmal nahm ich fußschmerzenderweise die Rolltreppe). Es war inzwischen tatsächlich ziemlich sonnig, was für meinen Sonnenbrand, der gerade am Abklingen war, gar nicht so zuträglich war, wie es hätte sein können. Daher verhüllte ich mich dann wie die Japaner in diverse Jacken und Tücher, aber ich fürchte, ich habe eine hummerähnliche Farbe angenommen.

Und das ist in Japan gar nicht so ungefährlich, weil die Japaner ja alles essen, was im Meer bei 3
nicht schnell genug aus dem Netz ist. Vor allem, weil ich dann auf den kleinen Fischmarkt unten an der Insel ging, da kann man jegliches Krabbelzeug auch besichtigen, bevor es in die Pfanne geworfen wird. Was weniger als 4 Arme hat, wird vermutlich gar nicht als Nahrungsmittel in
Erwägung gezogen, schien mir da.

Die besondere Spezialität in Enoshima ist übrigens ... äh...es hat ein S vorn dran und ein Tako, was heißt Tintenfisch, den Rest habe ich vergessen. Es funktioniert jedenfalls so: Man nimmt einen Tintenfisch, der sieht zunächst aus wie so ein Tintenfisch halt aussieht. 8 Arme und oben dran so ein dreieckiger labbriger Lappen. Den wirft man in eine Art Teig / Soße (?) - jedenfalls ist Soja drin. Dann wird der Tintenfisch zwischen zwei heiße Platten geworfen und diese SO FEST ZUGESCHRAUBT wie geht. Nach ca. 3 Minuten holt man das Endresultat heraus, und das sieht überhaupt nicht mehr tintenfischähnlich aus, sondern ist ganz platt und crunchy - ein bisschen wie eine fischige Oblate. Ich stand eine Weile vor dem Stand und überlegte, ob ich einen essen soll, aber mir wurde schon vom Frittiergeruch etwas flau im Magen und ich entschied mich anders.

Statt dessen probierte ich erst einmal Kroketten, die aussahen wie ein großes Chicken McNugget, aber weder Chicken noch ausnahmsweise Fisch involvierten, sondern eine Art frittierter und panierter Gemüsebrei waren. Und dann kaufte ich noch Dango, das sind Reisbällchen auf einem Schaschlikspieß, auf die man auch diverse Soßen schmieren kann, in meinem Fall aß ich die mit Sojasoße. Die waren ganz lecker, kann man also empfehlen.

Dann fühlte ich mich wieder frisch und fuhr zurück nach Tokio - SHIBUYA! Da wollte ich mal ins Kaufhaus "Shibuya 109", an dem war ich nämlich bisher vorbeigegangen, und hatte aber wo gelesen, das sei ein Erlebnis, und man würde da drin voll taub werden, und die Verkäuferinnen seien alle Bitches. Und das war mal nicht gelogen. WAHNSINN WAS WAR DAS LAAAAAUT da drin. 1000e von Mini-Shops, so ähnlich wie in einer Mall, und AUS JEDEM EIN ANDERER TECHNOSOUND nznznz düdelüdelüüüüü. Und die Verkäuferinnen, hoy, alle vom japanischen Hasenbergl. Schön den fake Tan aufgetragen, die höchsten Schuhe angezogen wo geht, und die eckige Baseball-Cap schief auf der hochtoupierten blondierten Farrah-Fawcett-Gedächtnis-Frise.

Ich hielt es genau 5 Minuten drin aus im 109. Dann musste ich die Flucht ergreifen und meine Nerven im SHIBUYA! Starbucks mit einem Eiskaffee beruhigen. Da darf ich aber nicht mehr hingehen, weil ich dann immer flugs im Untergeschoss vom Tsutaya noch CDs erwerbe, und langsam wird mein Koffer schwer wie Blei, und wenn ich am Zoll angehalten werde, halten die mich für einen CD-Schmuggler.

Aber morgen kaufe ich nix, sondern fahre ins Onsen nach Hakone, und werfe mich mit meinem Sonnenbrand in die heiße Quelle, das wird super. Da werdet ihr aber nichts von mir hören, weil ich meinen Schleppi da nicht mit hintragen werde.

Monday, June 16, 2008

Nachdem der Wetterbericht für heute Regen, Regen, Regen angekündigt hatte, hatte ich mir Indoor-Aktivitäten verordnet. Ich habe mich gestern ohnehin versehentlich auf meine neue Sonnenbrille gesetzt, und es hat sich damit ausgesonnenbrillt.

dUnd zwar wollte ich erst ins Kino - der Matsumoto sagte gestern, dass sein neuester Film nicht so gut läuft (wer ein Plakat gesehen hat, wundert sich nicht, warum, dem sieht man schon auf 100m Entfernung an, dass es ein ganz übles Machwerk ist) und er brauche noch paar Yen fuffzich, und wir sollten doch ins Kino gehen. Ja, ja, übles Machwerk hin oder her, dachte ich mir, das ist doch genau der Level, auf dem ich Japanisch verstehe, in den Autorenfilm brauchen wir nicht gehen.

Anschließend wollte ich ins Museum vom Studio Ghibli (falls ihr das nicht kennt, das ist ein ziemlich berühmtes Animationsstudio). Aber so ein Museumsbesuch ist nicht ganz so trivial, wie er sich anhört.

Es will nämlich jeder und seine Großmutter ins Ghibli-Museum, die Jungs vom Ghibli-Museum wollen aber nicht, dass es da zugeht wie Sau. Also muss man sich die Tickets vorher kaufen, und zwar gibt es in ganz Tokio eine Kette mit Drogeriemärkten, nämlich den "Lawson", wo man an Automaten Konzertkarten aller Art kaufen kann sowie eben die Tickets für das Museum. Freundlicherweise haben die Ghiblis auf ihrer Seite auch genau aufgelistet, welche Knöpfe man drücken muss. Erst den pinken rechts oben, dann den schmalen links oben, dann die Zeit auswählen, zu welcher man hin will (es gibt 4 zur Auswahl), dann angeben, wie viele Tickets man will, und voilá! Die Maschine spuckt einen Bon aus, den man an der Kasse gegen Tickets eintauschen kann. Sagt zumindest die Ghibli-Seite.

Ich also morgens auf dem Weg zum Kino noch flugs zum Lawson, geht ja schnell. Pinken Knopf gedrückt, Knopf links oben, Zeit ausgewählt, 14.00 Uhr ist gut ... Automat rödelt, wunderbar, gleich kommt der Bon.

Nein! Der Automat zeigt mir einen langen japanischen Text sowie drei fies japanisch beschriftete Auswahlknöpfe. Hm. Ich vermute, dass der Satz heißt "Alle Tickets für die Zeit schon weg", und drücke den Auswahlknopf, auf dem ich die Schriftzeichen für "zeigen" und "Zeit" erkenne, weil ich denke, das heißt sicher, "Zeige mir die Zeiten, wo noch gehen tun". Heureka! Der Automat zeigt mir viele Zeiten, heute ist nur noch 16.00 Uhr frei. Ich drücke auf 16:00 Uhr. Jetzt kommt sicher der Bon.

Nein!!! Unerwartet zeigt mir der Automat Bilder von schönen Kreditkarten vom Lawson und gibt mir die Auswahl "IIE" (das heißt "nein", lese ich übrigens im Geiste immer wie "das Produkt der deutschen Henne, WILD DURCHEINANDER") und "HAI" ("ja", das kennt man). Ich also flugs "IIE", weil hab ich nicht, die Kreditkarte. EEEK! Der Automat will, dass ich mit fiesen japanischen Buchstaben meinen Namen eingebe. Das war so nicht vereinbart. Vielleicht hätte ich ja doch "HAI" drücken sollen, und die Kreditkarte war nur ein Symbol für "Bezahlen"? Ich also wieder zurück, "HAI" - nö, da soll ich die Kreditkarte durchziehen. Ich also wieder zurück, "IIE", und mühsam meinen Namen mit Katakana buchstabiert.

Daraufhin gibt es zwei Knöppkes, einen linken und einen rechten. 50% Chance! Ich also links draufgedrückt...Abbruch! Muh! Alles wieder von vorn. Pinker Knopf, Knopf oben links, Zeit ausgewählt, IIE! Namen buchstabiert. Also jetzt den rechten Knopf.

"Bitte geben Sie Ihre Telefonnummer ein, und zwar (XXX)-(XXX XXXX)" sagt der Automat. AAAAH! Isch abe doch gar keine japanische Telefon. Ich gebe wild irgendwelche Nummern ein. UNGÜLTIGE NUMMER sagt der Automat. Ich gehe auf der Suche nach einem Angestellten. Der Angestellte sagt, ich soll da meine Handy-Nummer eingeben. Ich sage, ja, gut und schön, junger Mann, das hätte ich ausnahmsweise verstanden, aber ich sei aus Deutschland, und deutsche Handynummern seien nicht so wie die japanischen. Nun, ich solle einfach die Nummer von meinem japanischen Arbeitgeber eingeben, sagt der höfliche Angestellte, verbeugt sich und geht wieder Regal einräumen *sigh*. Touristen wollen offenbar nie ins Ghibli-Museum.

Nachdem ich noch mehrere UNGÜLTIGE NUMMERN!!! versucht habe, gebe ich auf und meine deutsche Handynummer ohne die Null der Vorwahl ein. VIELEN DANK sagt da der Automat. HAHAHA! Die mag der Automat doch tatsächlich leiden. Hätte ich das nur gleich versucht, aber wer kann denn das ahnen. Und tatsächlich, danach kann ich "1 Person" eingeben, und der Automat spuckt meinen Bon aus. Puh. Das war mal eine schwere Geburt.

Ich also aus dem Lawson raus - draußen ist strahlender Sonnenschein. Bah, vom Wetter lasse ich mir meine Pläne nicht vermiesen. Ich beschließe aber, ab heute nicht mehr auf den Wetterbericht zu hören. Morgen geht's zum Strand oder nach Hakone, egal, was. Falls ihr also morgen vom fiesen Unwetter in Tokio hört, wisst ihr, woher es kommt.

Zum Glück bin ich rechtzeitig los und trudle trotz meiner Lawson-Eskapade rechtzeitig zu Filmbeginn im Kino ein, wo zunächst aber ein Public Announcement kommt "Handys aus, jetzt nicht mehr reden, und bitte nicht den Sitz vor Ihnen treten", ein Schluss, den ich sehr schön finde. Ich bin etwas besorgt, dass ich im falschen Film sitze, denn außer mir sind noch 4 Geschäftsmänner und 2 alte Opas im Kino. Nicht die typische Matsumoto-Klientel. Vielleicht bin ich doch versehentlich in "Rambo" geraten? Nein, es ist tatsächlich "The Last Princess", das üble Machwerk - und es handelt sich tatsächlich um ein solches. Es ist tatsächlich ein Remake von einem Kurosawa-Film, der sich vermutlich darob im Grabe umgedreht hat (isser tot? ich weiß sowas ja nie).

Hätte mich der Matsumoto doch nur mal vorher gefragt, hätte ich ihm auch sagen können, dass der Film floppen wird, denn man hat ihm einen Bart angeklebt zu seinen puschligen Haaren, dass er vage aussieht wie ein Pavian, und das wollen doch die kleinen Mädchen nicht sehen. Der Film ist aber ziemlich unterhaltsam, in einer "Wir schauen ihn nachts auf RTL2"-Art und Weise, ich amüsiere mich prächtig und kann der Handlung auch ohne Probleme folgen.

Die im Titel erwähnte Prinzessin trägt trotz Edo-Samurai-Setting schicke Overknee-Strümpfe, behauptet aber dennoch zunächst hartnäckig, sie sei der Bruder von dem Typen links neben ihr auf dem Bild. Ja nee, is klar. Der prügelt sich mit einem Samuraischwert funkensprühend (!) mehrfach durch die Horden des zwar fies schwarz gekleideten, aber mit ca. 1,20m Größe doch wenig furchterregenden Darth Vader-Samurai-Bösewicht. Zwischendurch gabeln die beiden den Matsumoto und seinen Comedy-Sidekick auf, die sich hauptsächlich durch stets wechselndes Schuhwerk und Zustand der Zähne (Continuity hallo!), schwarze Schminke im Gesicht (Street Cred!) sowie die bereits erwähnte überbordende Haarpracht auszeichnen - auch im alten Edo hatte der Samurai stets eine Dose Gard extra strong im Handgepäck.

Zwischendurch kommen mir Zweifel, ob man den Film tatsächlich ernst gemeint hat, nämlich, als der zuvor erwähnte Prügler einen der Samurai mit dem Schwert trifft, und der Samurai in zwei Hälften vom Pferd kippt. Ich versuche, nicht zu laut zu lachen, um die Geschäftsmänner nicht zu wecken, die neben mir eingenickt sind. Am Schluss ist die Prinzessin gerettet und geht ihr Land regieren, aber der Matsumoto darf nicht an sie ran (weil kein Prinz), und hüpft statt dessen mit seinem Sidekick durch die Wellen am Strand. Wunderbar. Ob das mal bei Kurosawa auch so war? Ich beschließe, sofort die DVD zu erwerben, wenn sie denn erst für 150 Yen in der Ramschkiste liegt.

Anschließend fahre ich zum Studio Ghibli-Museum, und das ist tatsächlich ganz reizend. Es liegt ganz idyllisch in einem Park etwas außerhalb in einem Vorort von Tokio und sieht ein bisschen aus wie ein Hundertwasser-Haus. Innen ist es niedlich verwinkelt und weniger wie ein Museum, sondern eher wie ein kleines Haus, in dem ein Animator wohnt - man kann alles anfassen und reingucken und aufmachen und Bleistifte aufheben und Sachen entdecken. Deshalb auch die limitierten Tickets, damit man sich nicht gegenseitig auf die Füße tritt. Auf dem Dach stehen ein großer Metallroboter und ein geheimnisvoller Würfel, den ich nicht kenne - ich habe von Miyazaki nur "Mononoke Hime", "Spirited Away" und "Howl's Moving Castle" gesehen. Die anwesenden Japaner kennen den Würfel aber, und halten geheimnisvoll ihre Hände darüber fürs obligatorische Foto. Ich mache lieber eins mit dem Roboter.

Trotz der "Lawson"-Hürden sind außer den Japanern auch noch ein Haufen Touristen da. Nach einer Weile Wandern werde ich erschöpft und gucke noch im hauseigenen Kino einen kurzen Film über eine Katze, die 8 Beine hat und ein Bus ist. Der NEKO-BUS! Das erklärt das Zimmer ganz oben im Speicher vom Haus, in dem ein riesiger Neko-Bus aus Plüsch steht, wo alle Kinder hin wollen und sich in die Plüsch-Katze setzen. Ich will auch einen Neko-Bus! Der könnte mich jetzt wieder in mein Hotel zurück bringen. Leider habe ich keinen und so muss ich mit dem Zug wieder zurück fahren. Jetzt bin ich wieder voll erschöpft, in meinem Alter sind so Ausflüge ganz schön anstrengend. Vielleicht doch morgen eher zum Strand als den Vulkan hoch...

Sunday, June 15, 2008

HEUTE - BESTEST CONCERT EVER! Arashi Dream A Live

Also eins mal vornweg: Meine Herrn! Je-Der-Cent-Gut-Investiert! Ich meine, billig war es ja nicht. Wobei mein Geld nicht an Herrn Johnny geht (dem die Arashis nebst vielen anderen Boybands nämlich gehören, und wo am Ende die Knete grundsätzlich hängenbleibt), sondern an den komischen Shop, wo ich die Karte gekauft habe - regulär sind die Dinger nämlich gar nicht so teuer.

Aber alles schön der Reihe nach. Ich dackelte so gegen 2 zum Tokyo Dome, weil ich mir dachte, dass ich mich ja orientieren muss und so, und ich wollte ja auch vorher noch so ein Winketeil erwerben. Mit mir dackelten circa 70.000 andere Mädchen (plus ca. 4 Jungs) ebenfalls Richtung Dome. Am Straßenrand saßen mitleidige Gestalten, die Schilder hochhielten "Brauche Ticket". Immer wenn ein Polizist vorbeikam, wurden die Schilder rasch weggetan, denn man kriegt eigentlich nur eine Karte, wenn man im Fanclub ist und an einer Lotterie teilgenommen hat (weil doch so viele Leute Tickets wollen). Karten auf anderem Wege zu erstehen, ist total illegal. Ich hatte etwas Angst, dass bei mir doch vage auffällt, dass ich nicht im Fanclub bin, und man mir die Karte am Eingang wieder abnehmen wird. Dem war aber zum Glück nicht so.

Ich widerstand der Versuchung, triumphierend mein Ticket vor den Augen der traurigen kleinen Mädchen zu schwenken - ja, money makes the world go round! Am Tokyo Dome angekommen, stellte ich mich flugs an der Schlange bei den Fanartikeln an, und erwarb nebst einem T-Shirt und einem Handyanhänger ein kleines Poster vom Matsumoto sowie ein Winketeil mit seinem Gesicht drauf. "Matsumoto-SAN" sagte die Frau am Stand leicht vorwurfsvoll. Ups! Hatte ich nicht meinen korrekten Rang eingehalten und ihn nur "Matsumoto" genannt. Irgendwo hatte ich als Fun Fact gelesen, dass jetzt der eine aus der Band mit dem Matsumoto so gut befreundet ist, dass der ihn MANCHMAL SOGAR MIT DEM VORNAMEN ANSPRECHEN darf. Also wenn ich mit jemand 24/7 in Fernsehtalkshows / im Tourbus / im Plattenstudio / bei Johnny im Keller rumhänge, hätte ich das als gegeben angenommen, aber bitte. Auf der Bühne sprach man sich tatsächlich mit "-san" an. Oy. Wobei der Matsumoto der Jüngste ist und somit eigentlich nix zu sagen hat.

Schön war beim Fanartikel-Kauf, dass man immer gut erkennen konnte, wes Geistes Kind die anderen Leute war, denn jedes Fanobjekt eines Mitglieds der Band war in einer anderen Primär-Minzfarbe eingepackt. Wir lilanen Matsumoto-Anhänger waren gar nicht so viele, hauptsächlich war in Tokio hellgrün gefragt (ich glaube, das war der Sho, der die Talkshow im Fernsehen hat). Blau wollte keiner, das war vermutlich der, den keiner kennt (einer ist ja immer dabei bei jeder Boyband, ich habe auch prompt nach dem Konzert schon wieder seinen Namen vergessen).

Jedenfalls tat ich mein frisch erworbenes schwag in eine ebenfalls frisch erworbene Jute-Tüte und wartete vor dem Eingang. Pünktlich um 16 Uhr öffnete man diesen und ich hatschte hinein, und fand auch gleich meinen Platz, schräg links, Reihe 37, hinter der 3. Base. Die Sicht war da schon ordentlich, wenngleich auch nicht so schön wie ein Arenaplatz. Wobei die Arena hier auch bestuhlt ist, nix mit unordentlich Rumstehen da in Japan. Während ich so wartete, lief vom Band ca. 20 Mal die gleiche Durchsage, dass, wer während des Konzerts ein Foto macht, quasi gleich mit dem Tode bestraft wird, und wer sein Handy auch nur rausholt, braucht gar nicht mit Ausreden kommen, der fliegt raus. Ja, Herr Johnny weiß, wie sich Konzertfotos gut verkaufen.

Außerdem sollen wir auf alle Fälle sitzenbleiben und nicht die Leute vor und hinter uns an der Sicht hindern. Damit wir nicht auf dumme Gedanken kommen, steht auch vor jedem Block ein Aufpasser und mehrere Herrn von der Polizei patroullierten die Halle mit Megafonen. Ich machte mal vorher noch ein Foto und wollte dann auf die Toilette, aber wer vorher gut aufgepasst hat, hat den Klostau schon vor dem geistigen Auge: 70.000 Mädchen, 4 Männer. Ich also nicht aufs Klo, sondern statt dessen noch ein blinkendes Winketeil gekauft, was irgendwie jeder hatte außer mir. War auch eine gute Entscheidung, denn das braucht man dringend beim J-Pop-Konzert, man muss das nämlich im Takt schwenken und damit die Choreo imitieren.

Nachdem die umsitzenden Mädchen ja nun wirklich aus dem Fanclub waren, hatte jede einzelne von ihnen selbst zusätzlich kleine puschlige Winketeile gebastelt, wo vermutlich draufstand "Nino, ich will ein Kind von dir" oder so ähnlich. (Nino bietet sich nämlich als Fanobjekt für kleine Mädchen total an, nicht, weil er klein und niedlich ist, sondern weil sein Name sich besonders eignet - da kann man im Ultrasonarsound quieken "NIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINO", versuch das mal mit dem Matsumoto, der heißt "Jun", geht gar nicht).

Und dann gabs ja auch noch das Konzert. Und wenn wir mal drüber nachdenken: was kriegt man sonst für sein Geld bei einem Konzert? Man hört sich ewig eine grauenvolle Vorband an (1000 Roboter, I'm looking at you), oder der Sänger ist total stoned, oder es wird die aktuelle Platte genudelt und dann ist Schluss, oder manchmal hat die Band auch keinen Bock und trinkt viel Bier während dem Auftritt und dann fällt der Gitarrist in die Menge oder so. Nicht so beim J-Pop.

Da ist Drogen und Alkohol vermutlich nicht vor dem Auftritt, da wird Johnny schon eine entsprechende Klausel in den Knebelvertrag geschrieben haben, die Choreo muss schließlich sitzen (singen können sie ja nicht, irgendwas müssen sie ja machen auf der Bühne). Und die Jungs wissen schon, auf welcher Seite ihr Brot gebuttert ist, denn seien wir mal ehrlich, wer da auf der Bühne steht, ist doch irgendwie auch egal, und wer sich danebenbenimmt, ist schnell weg vom Fenster, so wie der eine aus der Piratenband, der gerade offiziell auf "Sprachurlaub in USA" ist (aka Drogenprobleme).

Aber ich schweife ab. Was war uns hier fürs Geld geboten? Beim J-Pop wird um 18 Uhr pünktlich angefangen, und dann ist dreieinhalb Stunden volle Kanne Party (wir sprangen natürlich doch alle auf), mit ordentlich Tanz und Gesang und eben Schwenken der frisch erworbenen Fanartikeln. Und 5 Meter hohen Pappmache-Pferden, die durch die Menge fahren. Sowie einem 10 Meter hohen, ausfahrbaren Pilz zum drauf Stehen im Sonnenblumenkostüm (don't ask). Oy, die Kostüme! Pailletten und Federn für alle! Und PY-RO-TESCH-NIK. Und Konfetti. Und einer hin und her fahrenden Plattform. Und ca. 50 fahnenschwenkenden Tänzern. Und Seifenblasen. Und noch mehr Feuerwerk. Und man schwebt an Seilen über der Menge, damit auch das obere Stockwerk was vom Konzert hat. Zwischendrin fährt man mit kleinen Wägelchen wie der Blitz durchs Publikum bzw. immer mal wieder außenrum, der Tokyo Dome ist groß und jeder darf mal jeden sehen. Dabei werden sämtliche Hits, die man so hat, intoniert, während auf großen Bildschirmen der Text zum Mitsingen erscheint. Karaoke für alle! Ich glaube, ein Lied sang man auch zwei Mal, aber ich kann mich auch täuschen.

Wir schwenken also fröhlich unsere Leuchtteile im Takt, und schauen zu, wie man tanzt, bis die Schwarte kracht, der Nino uns Zaubertricks zeigt und in einer Slapsticknummer dem Ohno in den Bauch boxt. Wie der Dingenskirchen, den keiner kennt, Flicflac über die Bühne macht. Und wie der Matsumoto sein Hemd auszieht (alle kleinen Japanerinnen kreischen und fächeln sich Luft zu, ich kreische auch und fächle mir Luft zu - aber nur, damit ich nicht spontan auf den Boden brechen muss - BETTINA! Das ist kein schöner Anblick). Dann begrüßen wir noch Hey!Say!Jump! (Die gehören auch Johnny und sind "spontan" vorbeigekommen, das Konzert anschauen. Das sind ca. 12 Pappnasen - das verletzt meine Regel, dass, wenn ich eine Band gründe, nicht mehr als 4 Mitglieder dabei sind, sonst muss man sich das Geld mit so vielen Leuten teilen. Aber Geld kriegt ja hier eh nur Johnny, insofern irrelevant.)

Im Anschluss singt noch der Sho (oder war es der Ohno? Ich kann sie so schlecht auseinanderhalten von hier oben) ein Lied zu Ehren unserer Ökotüte, während schmelzende Gletscher auf den meterhohen Bildschirmen zu sehen sind. Global Erderwärmung DOUBLE PLUS UNGOOD! Anschließend gibt es vier (in Worten VIER) Zugaben, und zu guter Letzt singen wir alle zusammen auch noch dem Nino ein Geburtstagsständchen, hat er nämlich, und zwar den 25. - bald ist es vorbei mit dem Boygroup-Dasein. Am Schluss wabern die Pheromone nur so durch die Halle, und wir gehen alle glücklich singend nach Haus, legen unser Matsumoto-Winketeil unters Kopfkissen und fragen uns, was so ein Flug nach Sapporo wohl kostet - da war man ja noch nie gewesen, in Sapporo, und soll ja auch viel Schönes da geben.
GESTERN

Heute wollte ich mir etwas göttlichen Beistand suchen, und ja auch noch mal orakeln, und fuhr deshalb morgens nach Asakusa zum Hase-Schrein, wo bereits die Hölle los war. Ich fand aber dennoch gleich das Orakel und orakelte frisch drauf los. Da schüttelt man so eine Art großen Zahnstocherhalter, in dem sind Stöckchen drin, die aussehen wie Ess-Stäbchen. Oben aus dem Loch schüttelt man dann ein Stäbchen heraus, da ist eine Nummer drauf, und aus der dazugehörigen Schublade holt man dann seinen Weissagezettel. Meiner war Nummer 4 "Good Fortune". Na, das ist ja mal was. Das einzige, wo das gute Orakel so ein wenig negativ war, ist in Bezug auf Geld: "Mit dem Einkommen sieht es mau aus" - klar, weil ich immer Mangas kaufe. Wo die Götter mir das schon bestätigt hatten, ging ich gleich auch noch welche einshoppen, und dann in den Ueno-Park auch lesen.

Dort gab es viele kleine Büdchen, an denen diverse Snacks angeboten wurden, aber außer der Schokobanane und der pommesähnlich frittierten Hurricane-Kartoffel erschienen mir da doch einige obskur - zu viele Oktopusarme waren da vertreten. Ich erstand also eine Hurricane-Kartoffel, die schmeckte wie Kartoffelchips auf einem Stäbchen. Neben mir auf der Bank im Park saß einer, der sprach japanisch mit einer Frau, und zwar extrem unhöflich, und ich wunderte mich, was das wohl für ein Japaner ist, der so unhöflich mit seiner Frau umgeht - es stellte sich aber dann bei näherem Zuhören heraus, dass es sich um einen Amerikaner handelte, der hier arbeitete, und offensichtlich noch nicht so gut Japanisch konnte.

Dann wollte ich eigentlich später nach Shinjuku, nochmal nachts auf Rathaus steigen, und dachte mir, wo das Wetter so schön sei, könne ich auch hinlaufen (da ist auch die Gegend, wo viele Sachen verkauft werden, die vom Lastwagen gefallen sind). Und wie ich so lief und lief und lief, wurde die Nerd-Dichte immer höher, und schwupps! war ich wieder in Akihabara gelandet - schon witzig, wie man das an den Leuten auf der Straße erkennt. Die meisten Kamerateams waren zum Glück wieder weg, und nur noch die Blumenhaufen nebst Getränke zeugten vom Ort des Verbrechens (weiß nicht, warum man da Getränke hinstellt). Bzw. von den Orten des Verbrechens, der Messerstecher hat nämlich 17 Leute die Straße entlang erstochen und da sind mehrere Blumenhaufen.

In Akihabara ist der Geräuschpegel auch unglaublich hoch, da blinkt und hupt alles wie verrückt, kein Wunder, dass da der instabile Nerd mal durchdreht. In den Nachrichten, die ich gerade gucke, ist der Messerstecher aber jetzt schon auf Platz 4 abgerutscht nach einem Erdrutsch (?), einem Busunglück, und der Einweihung der nigelnagelneuen U-Bahn-Linie F.

Gerade kommt neben den Nachrichten übrigens auch wichtiger Fußball im Fernsehen, wird überall live übertragen: Japan gegen Thailand. Mja. Vor zwei Tagen wurde auch groß angekündigt HEUTE!!! WICHTIG!!! TOLL!!! ... Japan U30 gegen Kamerun U30. U30? Das muss man extra dazu sagen? Komisch. Die Japaner lieben ja Fußball und spielen das den ganzen Tag, ich frage mich, warum wir so wenig japanische Fußballspieler in unseren Ligen haben, so schlecht können sie ja nicht alle sein, und von der Größe her hatten wir ja auch den Olaf Thon damals.

Dem obigen könnt ihr entnehmen, dass ich entkräftet nach dem Weg durch Akihabara ins Hotel zurückgekehrt bin und nicht mehr ins Rathaus hochgestiegen bin. Noch einige Beobachtungen vom Weg, aus der Kategorie "Dinge, die in Japan anders sind als bei uns":

A) Auf der Rolltreppe muss man einen größeren Abstand zum Vordermann lassen, nämlich mindestens eine Stufe.

B) Die Männer tragen ihren Frauen häufig die Handtasche, während die Frauen Shopping-Tüten von Burberry schleppen. Das heißt, ich nehme an, es sei die Handtasche der Frau, manchmal ist man bei den Männern hier ja etwas unsicher ob der vielen gezupften Augenbrauen.

C) Wenn man zum Starbucks geht, stellt man erst seine Handtasche auf einen Platz, wo man sich setzen will, dann lässt man die Handtasche alleine da und geht Kaffee holen. Ich persönlich aber habe ja trotzdem Angst um meine Handtasche und schleppe sie überall mit hin (ist ja auch die teure Konzertkarte für morgen drin).

Und aus der Kategorie "Geschäftsidee, die man hätte haben können": Hier stehen überall Automaten, auf denen steht "Hier kriegen Sie vermutlich NIX!" Die sehen aus wie große Kaugummiautomaten, und es sind massig viele Kugeln drin, in denen ist NIX. Und eine, in der ist ein iPod oder sowas. Und ne Kugel herauszuziehen, kostet 100 Yen. Dann hat man vermutlich NIX (oder den iPod, aber die Chance ist relativ gering). Und damit die Leute nicht enttäuscht sind, hat man es vermutlich draufschreiben müssen.

Wobei den Japanern es ja gern egal ist, ob man NIX kriegt, denn die ganzen Amusement-Hallen sind voll mit diesen Automaten, wo man mit Greifarmen Spielzeuge rausfischen kann, wobei nicht wie bei uns der Automat ganz vollgestopft ist, sondern immer so drei, vier Sachen verloren drin rumliegen. Da sieht man doch schon, dass nie einer was rausholt, sonst wär der Automat ja ruck zuck leer? Kümmert die Japaner aber offenbar nicht, sie werfen Yens rein, dass die Schwarte kracht. Ebenso verbirgt sich mir ja immer noch der Reiz von Pachinko, ich glaube, da schüttet man Kugeln oben rein und dann plinkern die so durch und mankriegt auch NIX wieder. Habe es aber immer noch nicht ausprobiert, der Geräuschpegel, Sie wissen ja... ("Ist es ein D-Zug in 2 cm Entfernung, eine Atom-Explosion, oder ist es eine Pachinko-Halle?")

So, jetzt werde ich noch mal gucken, ob ich was zu Essen ergattern kann, und dann muss ich mich entspannen, weil ich ja morgen zum Tokyo Dome finden muss, wo man mich hoffentlich mit meiner relativ illegal erworbenen Karte reinlässt. Ich geh mal vorsichtshalber früh hin, damit ich mich orientieren kann. Außerdem muss ich ja noch mindestens einen Winkewimpel erstehen.